Pfarrkirche St. Jakobus
Featured

Pfarrkirche St. Jakobus

Baugeschichte

Über die frühen Kirchenbauten in Hahnbach haben sich keine schrift­lichen Zeugnisse erhalten. Auf den romanischen Vorgängerbau ver­weist nur der Überrest eines Turmes im nördlichen Seitenschiff. Verschiedene Inschriften bezeugen die Entstehung der Jakobskir­che. Eine Steintafel an der Südwand des Chores legt den Baubeginn auf den 22. April 1430 fest. Die Fertigstellung des Chores 1434 be­legt eine weitere Bauinschrift an der Südspitze des Chores. Die Stif­tung einer Messe am Frauenaltar vom 12. Januar 1459 legt nahe, dass der Chor einstweilen mit einer provisorischen Wand geschlossen und genutzt wurde.

Den Baubeginn des Langhauses legt eine Bau­inschrift am zweiten Strebepfeiler des südlichen Seitenschiffes auf den 17. Juli 1467 fest. Das Dachwerk konnte in die Zeit nach 1475 datiert werden. Aus dem Jahr 1486 hat sich ein Vertrag mit dem Steinmetz Lienhart erhalten, der ein Gewölbe über dem Frauenaltar einzie­hen sollte. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden auch die Fresken an der Stirnwand des Chores.

1508 wurde für den Altar auf der Empore eine Messe für den Hl. Rochus gestiftet, was beweist, dass der Kirchenbau zu diesem Zeitpunkt schon eine Empore besaß und das Dachwerk fertig gestellt war. Mit dem Bau des mächtigen Westturmes wurde 1521 begonnen und auch hier dokumentieren Jahreszahlen von 1521, 1534 und 1535 den Baufortgang bis zum Aufsetzen der Turmkuppel 1537. Die Barockisierung des Innenraumes erfolgte ab 1711, ohne jedoch in die architektonische Struktur der gotischen Jakobskirche einzugreifen. Der Hochaltar wurde von 1711-13 von einem unbekannten Künst­ler für 430 Gulden angefertigt. 1715 wurden nochmals 53 Gulden 45 Kreutzer an einen Bildhauer Adolph entrichtet. Die barocke Ausma­lung der Decke von 1756-59 zählt zum Werk von Johann Michael Wild (1718-83), einem vielbeschäftigten Künstler aus Arnberg. Die Kanzel fasste 1789 WolfgangPösl (1763-97) aus Arnberg. Das Gehäuse der Or­gel aus den Jahren 1768-70 schuf der Amberger Bildhauer Philipp Lutz. In der Folgezeit blieb der Kirchenbau weitgehend unverändert, doch mussten laufend große Anstrengungen unternommen werden, um Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk zu beheben und die Instandhaltung des Daches zu gewährleisten (1858, 1894). Weitere Restau­rierungen folgten 1946 und 1978.

Die jüngste Renovierung von 2002-2010 unter der Ägide des Pfarrers Thomas Eckert und des Kirchenpflegers Konrad Huber darf in jeder Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden. Sie gestaltete sich als ein echtes Gemeinschaftswerk mit vielen, auch ehrenamtlichen Beteilig­ten, dessen Ausführung das Architekturbüro Carola Setz aus Regens- bürg übernahm. Die Einstufung der Jakobskirche als Einzeldenkmal von nationaler Bedeutung eröffnete Ressourcen aus dem Entschädi­gungsfonds, die zusammen mit der ungeheuren Spendenbereitschaft der Hahnbacher Bürger und Firmen das Projekt finanzierten. Am Beginn stand eine grundlegende Außensanierung zur Substanzsi­cherung, gefolgt von einer behutsamen Restaurierung des Innenrau­mes, auf der Basis der Farbfassung von 1711. Einen weiteren Schwer­punkt bildete die zeitgemäße Neugestaltung des Altarraumes, die der Künstler Herbert Lankl (geb. 1962) durchführte. Ein feierliches Pon­tifikalamt durch den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller beschloss am 12. Dezember 2010 die Baumaßnahmen.

Außenbau

Die Pfarrkirche St. Jakobus zählt mit zu den bedeutendsten goti­schen Kirchenbauten der Oberpfalz. Die repräsentative Anlage spie­gelt das Selbstverständnis einer aufstrebenden Marktgemeinde und vielleicht auch den Stolz, Teil des Jakobsweges zu sein.

Die Pfarrkirche liegt am nordwestlichen Ende des Straßenmarktes und war von diesem ursprünglich durch eine Häuserzeile getrennt. Heute befindet sich hier der südlich gelegene Kirchplatz, der, von einer Mauer eingefasst, zum Hauptportal der Kirche führt.

Nach Osten schließt sich das ehemalige Klostergebäude der Armen Schulschwestern an, das heute als Pfarrbüro dient. In den Nebengebäuden des Klosters, die Richtung Norden verlaufen, sind weitere Teile der Pfarrei, wie das Archiv, unter­gebracht. Ein weiterer, 2008 angelegter Platz mit einer Skulptur des Hl. Michael befindet sich im Nordwesten zwischen Kirche und Pfarrhaus. Der teils verputzte Sandsteinquaderbau in Form einer Staffelhalle oder Pseudobasilika besteht aus einem hohen Langhaus und zwei Seitenschiffen in geringerer Höhe. Der Obergaden war ursprünglich nicht belichtet. An den eingezogenen Chor mit Dreiachtel-Schluss fügt sich an der Nordseite der zweigeschossige Pultdachbau der Sa­kristei, der nach 1671 errichtet wurde.

Blick vom linken Seitenschiff auf den Altar

Den Baukörper gliedern ein umlaufender Sockel und ein ebensolches Kaffgesims sowie Strebepfeiler, die an den Kanten des Gebäudes über Eck gestellt sind. Die Strebepfeiler springen über dem Wasserschlag­gesims leicht zurück und haben eine giebelförmige Verdachung. Die Spitzbogenfenster, die auf dem Kaffgesims ansetzen, besitzen ein glattes Gewände, werden durch Stabwerk in drei Bahnen geteilt und von formenreichem Maßwerk aus Drei- oder Vierpässen und Fischblasen überfangen. Das Fenster im Chorhaupt, das nach einem Brand ver­mauert wurde, betont vierbahniges Stabwerk mit einem Hexagon aus sechs Fischblasen. Über den Pultdächern der Seitenschiffe wurden in den vier Langhausachsen in der Barockzeit ovale Ochsenaugen eingefügt. Über einem umlaufenden Traufgesims setzt das einheitliche Sat­teldach an, das auf der Südseite fünf Gauben besitzt.

Die Vorhalle am südlichen Kirchenplatz schließt an das dritte Joch des südlichen Seitenschiffes an. Sie öffnet sich zum Platz durch einen profi­lierten Korbbogen. Das Gewölbe bildet eine Tonne über rechteckigem Grundriss mit zwei Kreuzrippenbögen, die in den Ecken auf Konsolen aus Laubwerk aufruhen. Das Spitzbogenportal ziert ein reich profilier­tes Gewände mit einer dreifachen Abfolge von Wulst und Kehle.

Die Westseite der Kirche war ursprünglich als Schaufassade konzi­piert. Das prachtvolle Spitzbogenportal, das sich heute im Unter­geschoss des Turmes befindet, schmücken tiefe Kehlungen und ein fein profilierter Taustab. Darüber erhob sich ein kielbogiges, heute zugemauertes Fenster, hervorgehoben von einem Treppengesims.

Der 1521 begonnene, stattliche Westturm wurde mittig vor die Fas­sade gesetzt und an den Kanten mit zwei mächtigen Strebepfeilern versehen. Die fünf Geschosse werden von Gurtbändern getrennt und besitzen unregelmäßig angeordnete Spitzbogenfenster. Im Erd­geschoss befindet sich auf der Nord- und der Südseite jeweils ein weiteres profiliertes Spitzbogenportal. Das Glockengeschoss hat vier große, rundbogige Schallöffnungen, über denen die Zifferblätter der Uhr angebracht sind Den Abschluss bildet ein gekapptes Zeltdach mit bekrönender Laterne und Zwiebelkuppel.

Innenraum

Der Raumeindruck wird von der feinen spätgotischen Architektur mit ihren klaren ausgewogenen Strukturen bestimmt, die nur in ge­ringem Maß von einer barocken Stuckdekoration überfangen wer­den. Im Chor dagegen entfaltet sich die Pracht der Barockzeit im reich ornamentierten Aufbau des Hochaltares.

Die geostete, dreischiffige Pfarrkirche entspricht dem Bautypus einer Staffelhalle oder Pseudobasilika, deren Obergaden im 18. Jh. durch barocke Ochsenaugen belichtet wurde. Das Langhaus und der ein­schiffige Chor überragen die niedrigen Seitenschiffe und gehen in einheitlicher Breite ineinander über. Die Choranlage mit ihren ho­hen Spitzbogenfenstern setzt sich aus zwei Jochen und einem Drei­achtel-Schluss zusammen. Neben dem massiven Westturm zeigen sich in einer Unregelmäßigkeit im Grundriss in der östlichen Ecke des nördlichen Seitenschiffs die Reste eines romanischen Turmes mit einer Mauerstärke von 1,40 m. Die Empore, die das gesam­te Westjoch einnimmt, öffnet sich in vier Segmentbögen, die auf kreuzförmigen Wandpfeilern und einem achteckigen Mittelpfeiler ruhen. Die Reste von Schildbögen an den Wänden legen nahe, dass die Empore ursprünglich gewölbt war.

Die vier Joche des Langhauses teilen Rundpfeiler, auf denen Spitzbo­genarkaden ansetzen. Die Rundpfeiler treten segmentbogenförmig aus der Hochschiffwand hervor und tragen die querrechteckigen Kreuz­rippengewölbe der Decke. Im Chor und am Triumphbogen ruht das Cie wölbe auf schmalen Wandpilastern der Barockzeit. Die gekehl­ten Rippen des Gewölbes gehen hier in Dienste über, die auf halber Wandhöhe unvermittelt enden. Das nördliche Seitenschiff überspannt ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen aus Wand und Rundstützen entwachsen. Die Schlusssteine bilden Schilde, Rosen und einen Tel- lerstein. Das später eingewölbte, südliche Seitenschiff zeigt Stern- und Netzformen, deren profilierte Gurte an der Außenwand auf Konso­len ruhen. Die Schlusssteine bilden Schilde, Drei- und Vierpässe. Der doppelte Tartschenschild beim rechten Seitenaltar verweist im linken Feld möglicherweise auf die Patrizierfamilie Steinhäuser, die auch in St. Martin in Arnberg (beg. 1421) eine Seitenkapelle stiftete.

Die Stuckierung aus der Zeit nach 1750 passt sich zurückhaltend in die gotische Gewölbestruktur ein. Sie konzentriert sich auf die Kapitellzonen bei den Pfeilern und Pilastern und die darüber lie­genden Gewölbekappen in Langhaus und Chor, die mit Rocaillen, Blütenranken, Gitterfeldern, Gesimsstücken und stuckierten Vasen versehen wurden. Auch vor die Schlusssteine im Gewölbescheitel wurden im Hauptschiff Rocaillen gesetzt.